Die Zeller Hexe
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die letzte deutsche Hexe

 

Die Maria Renata Singer-Sage


Nahe bei Würzburg liegt am linken Mainufer die Marktgemeinde Zell am Main, Bis zur Säkularisation 1803 bestanden dort zwei Klöster, nämlich das Mönchkloster Oberzell und das Nonnenkloster Unterzell des Praemonstratenser-Ordens. 1128 durch den Hl. Norbert gegründet, wurde dem Männerkloster schon bald nach der Gründung ein Frauenkonvent angegliedert. Um 1260 verlegte man dieses mainabwärts und unterschied künftig „Oberzell“ und „Unterzell“. Die dazwischen gelegene dörfliche Ansiedlung nannte man Mittelzell. Nach der Plünderung im Bauernkrieg 1525 konnte der Konvent 1642 in einen völligen Neubau einziehen. Ein Propst stand nun dem Kloster vor, ihm zur Seite eine Priorin und eine Subpriorin.



 

Heute noch ist das ehemalige Kloster Unterzell im Ortsbild gegenwärtig, Judenhof und evangelische Kirche

 In Zell am Main erzählt man sich folgende Sage: 

In den Gebäuden des ehemaligen Nonnenklosters zu Unterzell geht in heiligen Nächten eine verschleierte Frau umher. Das Gespenst trägt einen Rosenstrauß in der Hand und jedes Mal, wenn es bei seinem nächtlichen Spuk eine der Blumen zerdrückt und zu Boden fallen lässt, stirbt ein Domherr in der Mainfrankenmetropole Würzburg. Nach der Legende handelt es sich um den Geist der Nonne Maria Renata Singer, die als letzte Reichshexe, richtigerweise wohl als die letzte Hexe in Franken, im Jahre 1749 geköpft und verbrannt wurde. Mehr als hundert Jahre zuvor, nämlich 1629, hatte der Hexenwahn in Würzburg unter dem sechs Jahre regierenden Fürstbischof Philipp Adolf von Ehrenberg mit über 900 Hinrichtungen seinen Höhepunkt erreicht.

Als jedoch im Jahre 1642 Johann Philipp von Schönborn den Bischofsstuhl bestieg – der Jesuit und Professor Friedrich Spee hatte ihn vom Unsinn der Hexenprozesse überzeugt – verbot er für allemal die Verfahren der Hexengerichte im Gebiet des Hochstiftes.

 Umso traurigere Berühmtheit erlangte daher der Prozess gegen Maria Renata Singer, als sich das längst überwunden geglaubte Gespenst des Hexenwahns noch einmal in Würzburg aus dem Grab erhob. Selbst massivste Proteste der österreichischen Kaiserin Maria Theresia, das Unverständnis in den europäischen Fürstenhäusern und der Spott, „die Würzburger seien die letzten Hexenverbrenner“ und „eine verdummte Masse“ konnten den im Folgenden skizzierten Prozess nicht verhindern.